Generalversammlung

Mit großem Optimismus in die Ära nach Ende des Branntweinmonopols

Der Verband der Südostbayerischen Obst- und Kleinbrenner will seine Arbeit für die Mitglieder noch stärker intensivieren

„Es ist Stabilität eingekehrt“ – mit diesen Worten fasste der Vorsitzende des Verbandes der Südostbayerischen Obst- und Kleinbrenner, Andreas Franzl, das Jahr 2017 zusammen. In der Jahreshauptversammlung in Bad Feilnbach, die traditionsgemäß an Mariä Lichtmess stattfand, berichtete er, dass sich die Mitgliederzahl bei etwa 560 eingependelt habe. Nach der drastischen Beitragserhöhung um über 200 Prozent vor zwei Jahren waren rund 100 Mitglieder ausgetreten. Die umstrittene Erhöhung war nötig gewesen, um eine Geschäftsstelle einzurichten und eine Geschäftsführerin einzustellen. Mit diesem Schritt, so der Vorsitzende, habe man die Betreuung der Mitglieder deutlich verbessern können. „Wir wollen die Verbandsarbeit weiter intensivieren“, versprach er und kündigte eine Reihe von Maßnahmen und Aktionen an.
Es stimme ihn optimistisch, dass im vergangenen Jahr die Zahl der Austritte weitgehend durch den Zugang neuer Mitglieder kompensiert wurde. Das sei auch den zahlreichen Fortbildungsveranstaltungen zu verdanken, die jedem offen stehen. Bei den Brennkursen zum Beispiel seien im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte der Teilnehmer Neueinsteiger gewesen. Eine Reihe davon seien danach dem Verband beigetreten. Mit noch mehr Kursen, einer guten Öffentlichkeitsarbeit und der Teilnahme an Messen und Werbeveranstaltungen wolle man auch in diesem Jahr dazu beitragen, ein positives Bild der regionalen Brennkunst zu vermitteln.

In München für Edelbrände geworben

Detailliert ging Geschäftsführerin Andrea Westenthanner auf die einzelnen Aktionen ein. Von den sieben Kursen im vergangenen Jahr seien mehrere ausgebucht gewesen. Regionale Nähe zu den Mitgliedern im Verbandsgebiet, das sich über mehrere Regierungsbezirke erstreckt, habe man mit den regelmäßig stattfindenden Stammtischen, unter anderem in Traunstein, Mühldorf und Bad Feilnbach, erreicht. Vor allem in der Landeshauptstadt sei man bei fachbezogenen Veranstaltungen präsent gewesen: beim Hoffest des Landwirtschaftsministeriums, beim Genussfestival auf dem Odeonsplatz, bei der Aktion „Bayern brennt“ auf dem Viktualienmarkt und bei der Messe Food & Life, bei der man unter anderem für Cocktails mit Edelbränden geworben hat. Großen Anklang habe die Lehrfahrt in die Steiermark gefunden, berichtete die Geschäftsführerin. Heuer werde vom 8. bis 10. Juni Südtirol das Ziel der dreitägigen Lehrfahrt sein.

Ein dickes Minus in der Verbandskasse

Kassier Christian Stocker berichtete, dass die Ausgaben im vergangenen jahr um rund 18000 Euro über den Einnahmen lagen. Bei genauerem Hinsehen erwies sich das aber als nicht so tragisch, da es sich zum Teil um jahresübergreifende Ausgaben handelt, die zerst in diesem Jahr erstattet werden und dann als Einnahmen verbucht werden können. Ein erheblicher Teil der betreffenden Ausgaben ist noch auf die Bayerische Obstbrandprämierung 2016 zurückzuführen und die Tatsache, dass man vom Finanzamt im Nachhinein als umsatzsteuerpflichtig eingestuft worden sei. Man brauche deshalb für die Prämierung eine Neuaufstellung. Für die Prämierung in diesem Jahr habe man gemeinsam mit dem Lindauer und dem Fränkischen Verband eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts gegründet, berichtete dazu Vorsitzender Andreas Franzl. Die Federführung habe heuer der Fränkische Verband, die Prämierungsfeier werde am 13. April in Lindau stattfinden. Die bisher in Weihenstephan-Triesdorf vorgenommene sensorische Prüfung der Destillate findet im Sensorikzentrum an der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim statt. Die Sensoriker, die sich in erster Linie aus dem Kreis der rund 100 bayerischen Edelbrandsommeliers rekrutieren, werden die Brände nach einem von der LWG beschafften Programm verkosten, das allerdings noch angepasst werden muss. „Es ist derzeit in finaler Umarbeitung“ – mit diesen Worten umschrieb Franzl den Umstand, dass es noch ein paar Schwächen am Programm zu beheben gilt.

Verkostungszertifikat für alle Prüfer

Brennereiberater Mathias Krönert, der als Prüfungsbeauftragter berufen wurde, bezeichnete das Programm als „funktionierendes System“, räumte aber auch ein: „Überraschungen werden kommen.“ Jeder, der bei der Prämierung als Tester fungiert, brauche ein Verkostungszertifikat. In zwei Lehrgängen haben sich bereits 38 Personen, vorwiegend Edelbrandsommeliers, zertifizieren lassen. Eine Woche nach dieser Versammlung in Bad Feilnbach fand ein weiterer Zertifizierungslehrgang statt. Krönert informierte über den Ablauf der Prüfung und gab als eines der Ziele aus, dass jeder Sensoriker nicht mehr als 50 Brände pro Tag bewerten solle. Zu Beginn des Brennerversammlung hatte der Rosenheimer Landrat Wolfgang Berthaler auf die lange Tradition hingewiesen, die das Brennereiwesen in seinem Landkreis habe. Die Streuobstwiesen im Voralpenland seien prägende Landschaftselemente und wertvolle Biotope, für deren Erhalt auch die Brenner verantwortlich zeichnen. Der Landkreis strebe derzeit eine Bio-Zertifizierung der Produkte dieser Streuobstwiesen an. Er stieß bei Andreas Franzl auf offene Ohren: „Wir Brenner sind interessiert an Bioobst und sind auch für einen Schulterschluss.“ Der frühere Vorsitzende Verbandes, Christian Eder, stellte kurz die gastgebende Gemeinde Bad Feilnbach vor. Sie habe 8500 Einwohner, rund 30000 Obstbäume und 110 Brennrechte. Die Brenner erhalten die Kulturlandschaft und pflegen die vielen kleinen Flächen. Kritisch äußerte sich Eder zu Pflanzaktionen von Naturschützern. „Der Naturschutz pflanzt die Bäume, aber keiner pflegt sie. Das ist rausgeschmissenes Geld.“

Zoll soll Dienstvorschriften einheitlich auslegen

Im Rahmen der Versammlung informierte Bundesgeschäftsführer Gerald Erdrich über Aktuelles zum Alkoholsteuergesetz und zur Spirituosenverordnung. Dabei ging es unter anderem um die unterschiedliche Bewertung der Dienstvorschriften bei den einzelnen Zolldienststellen. Besonders stieß sich Erdrich an einer Passage, die lautet „Das Hauptzollamt hat jederzeit das Recht, die Brennerei zu überprüfen.“ Das bedeute überspitzt ausgedrückt, dass man sie Tag und Nacht nicht verschließen dürfe und schon gar nicht, wenn man abwesend oder im Urlaub sei. Bisher habe die betreffende Passage geheißen, solange jemand da ist bzw. in der Brennerei gearbeitet werde. Er hoffe, dass solche Formulierungen umgeschrieben und angepasst werden.
Kritische Anmerkungen gab es am Ende der Versammlung zu den Modalitäten, nach denen heuer Brände zur Prämierung angestellt werden können. Es sei nicht nachvollziehbar, dass nur noch eine Online-Anmeldung zulässig ist, hieß es dazu. Der zweifache Staatsehrenpreisträger Günter Neumeier bemängelte, durch dieses Verfahren würden einige Brenner „ausgesperrt“. In solche Fällen helfe die Geschäftsführung des Verbandes weiter, sagte Mathias Krönert. Branntweinhändler Andreas Metzler informierte die Mitglieder über die Modalitäten, die bei der Übernahme von Bränden durch Händler gelten und bot an, Sammeltermine für die Übernahme über den Verband zu vereinbaren. In kleinen Gruppen diskutierten die Brenner nach der Versammlung über Metzlers Vorschläge. Die Mehrheit zeigte nur verhaltenes Interesse an dem Angebot, weil in Südostbayern im Gegensatz zum Beispiel zum Lindauer Verband die meisten Brenner nur Vor- und Nachlauffraktionen abliefern.

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