Bericht und Fotos von Klaus Oberkandler
Kajetan Schnitzer aus Traunstein-Kammer wurde zum Nachfolger von Andreas Franzl gewählt – Jahresversammlung in Irschenberg
Wechsel an der Spitze des Südostbayerischen Verbandes der Obst- und Kleinbrenner (SOB): Kajetan Schnitzer aus Kammer bei Traunstein löst Andreas Franzl aus Dorfen-Oberkorb im Landkreis Erding ab, der zehn Jahre an der Spitze der Vereinigung stand. Franzl wollte eigentlich schon vor zwei Jahren zurücktreten, was sich aber wegen der pandemiebedingten Versammlungsverbote nicht bewerkstelligen ließ. Auch die Zweite Vorsitzende Brigitte Schauer aus Wackersberg im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen kandidierte nicht mehr für dieses Amt und wird künftig nur noch als Beisitzerin ihre Erfahrung in die Verbandsarbeit einbringen. Zu ihrem Nachfolger wählten die Mitglieder Wolfgang Hillreiner aus Adelshofen im Landkreis Fürstenfeldbruck. Aus der engeren Vorstandschaft stellte sich lediglich Kassier Christian Stocker aus Großkarolinenfeld im Landkreis Rosenheim zur Wiederwahl. Alle Vorstandsmitglieder wurden einstimmig gewählt. Die Geschäftsführung des Verbandes bleibt in den bewährten Händen von Andrea Westenthanner aus Burgkirchen, Landkreis Altötting.
Andreas Franzl kann zum Abschluss seiner Zeit als Vorsitzender eine beeindruckende Bilanz vorweisen. Als er vor zehn Jahren zum Nachfolger des im Januar verstorbenen Christian Eder aus Bad Feilnbach gewählt wurde, da wurde die annähernd 700 Mitglieder zählende Brennervereinigung noch wie ein großer Verein geführt. Im Jahr 2016 entschied man sich, die Mitglieder umfassender und professionell zu betreuen und eine Geschäftsstelle einzurichten. Bis dahin war Josef Stein, Fachberater für Gartenbau und Landespflege am Landratsamt Rosenheim, im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit auch für die Geschäftsführung des Verbandes zuständig. Als er in Ruhestand ging, war das nicht mehr möglich. Um die Einrichtung einer Geschäftsstelle und die Einstellung einer Geschäftsführerin zu finanzieren, musste der Mitgliedsbeitrag um fast 200 Prozent angehoben werden. Rund 100 Mitglieder traten daraufhin aus und die Zahl der Verbandsangehörigen sank auf rund 550. Inzwischen ist sie wieder auf über 600 gestiegen.
„Das zeigt, dass wir viel richtig gemacht haben“, freute sich der scheidende Vorsitzende am Rande der Jahreshauptversammlung im Trachtenheim in Irschenberg. Trotz Corona und 15 Austritten im letzten Jahr stieg die Mitgliederzahl erneut an. Professionelle Beratung und Betreuung in der Geschäftsstelle sowie Kurse und Lehrgänge zu allen Fragen der Brennerei sorgen seit Jahren für einen kaum für möglich gehaltenen Zulauf. Auch viele Branchenfremde, Liebhaber edler Destillate oder Menschen, die das Brennen als Hobby interessant finden, tragen zu diesem erfreulichen Aufschwung bei.
Der langjährige Vorsitzende des Vereins Bayerischer Edelbrandsommeliers, Benedikt Pointner aus Pemmering bei Dorfen im Landkreis Erding würdigte noch einen anderen Aspekt, der den Verband dank seines scheidenden Vorsitzenden Andreas Franzl entscheidend nach vorne gebracht hat: Das Streben nach höchster Qualität der Destillate, die Fortentwicklung der gesamtbayerischen Obstbrandprämierung und die Schaffung der Marke Bayern Brand unter dem Dach des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums. All das hat Andreas Franzl, selbst leidenschaftlicher Brenner und Verkoster, in seiner Amtszeit bewerkstelligt und perfektioniert – und das, so war von mehreren Seiten zu hören, gegen Widerstände von mehreren Seiten. Auch Mitglieder brachten deutlich zum Ausdruck, dass in der Zusammenarbeit mit den beiden anderen Bayerischen Brennerorganisationen, dem Lindauer und dem Fränkischen Verband, sowie mit der Fachberatungsstelle an der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim, noch Luft nach oben ist.
Zurückblickend auf seine zehn Jahre als Vorsitzender sagte Andreas Franzl: „Es war eine bewegte Zeit mit vielen Veränderungen.“ In diese Zeit fiel auch der Wegfall des seit hundert Jahren gültigen Deutschen Branntweinmonopols, das die Südostbayerischen Brenner dank ihres hohen Selbstvermarktungsanteils ohne große Einbußen überstanden haben. Noch zu keinem erfolgreichen Abschluss bringen konnte man die erst vor kurzem gestartete Initiative, das Brennkontingent von derzeit 300 Liter Alkohol pro Jahr zu erhöhen. Aber auch hier ist man optimistisch, denn, wie Benedikt Pointner in seiner Laudatio auf den scheidenden Vorsitzenden sagte: „Er war Impulsgeber und Motor – und das nicht nur für die Bayern Brand Prämierung.“
Geschäftsführerin Andrea Westenthanner aus Burgkirchen im Landkreis Altötting stellte das umfangreiche Kursprogramm für dieses Jahr vor. Sie berichtete, dass im Gegensatz zu Bad Feilnbach, Bad Tölz und Mühldorf in Traunstein nach wie vor regelmäßig Brennerstammtische stattfinden. Zuletzt im Mai nahmen Brenner aus fünf Landkreisen am Stammtisch im Gasthaus Zur Post in Traunstein-Kammer teil. Westenthanner hielt auch einen Rückblick auf die Veranstaltungen im vergangenen Jahr und ging schon, wie zuvor auch Andreas Franzl, auf die Prämierung ein. Viele renommierte Brenner aus der Region haben daran heuer nicht mehr teilgenommen. Man kann das auch als Fingerzeig werten, dass der Wunsch besteht, die Prämierung weiter auf hohen Niveau zu halten, die Fortbildung in Zusammenarbeit mit den Edelbrandsommeliers wieder zu aktivieren und keine Kompromisse bei Organisation und Verkostung einzugehen.
Neben der Verabschiedung von Andreas Franzl und seiner Stellvertreterin Brigitte Schauer wurden vor den Neuwahlen natürlich auch die weiteren Regularien abgewickelt, wie dies in einer solchen Versammlung vorgeschrieben ist. Christian Stocker gab zunächst den Kassenbericht, der mehr als erfreulich ausfiel. Das lag jedoch in erster Linie daran, dass man wegen des Lockdowns mehrere Veranstaltungen nicht abhalten konnte und deshalb geringere Ausgaben entstanden sind. Man wolle vorsichtig bleiben und den Mitgliedsbeitrag nicht gleich wieder senken, sondern die finanzielle Entwicklung in den nächsten Jahren abwarten. Als Vertreter der Gemeinde Irschenberg berichtete Bürgermeister Klaus Meixner über die Struktur der Gemeinde und wies auf bevorstehende Veranstaltungen hin. Ein besonderes Gedenken galt dem im Januar verstorbenen ehemaligen Vorsitzender Christian Eder aus Bad Feilnbach.
Dem neuen Vorsitzenden blieb es schließlich vorbehalten, seinen Vorgänger sowie die Ausscheidenden Vorstandsmitglieder und Beisitzer zu verabschieden. Kajetan Schnitzer versprach, sich für den Verband zu engagieren und ihn im Sinne seines Vorgängers zum Wohle aller Mitglieder weiterführen und fortentwickeln zu wollen.