Generalversammlung – Bericht 2019

Bericht und Foto von Klaus Oberkandler

Ausgezeichnete Noten für den
Südostbayerischen Brennerverband

Bei landesweiter Befragung der drei Verbände hat er am besten abgeschnitten

Die meisten der 570 Mitglieder des Südostbayerischen Verbandes der Obst- und Kleinbrenner sind mit der Arbeit ihres Verbandes zufrieden. Das belegt eine Befragung, an der sich fast 900 Kleinbrenner aus ganz Bayern beteiligt haben. Dr. Martina Wegner, Professorin an der Hochschule für angewandte Wissenschaften der FH München, stellte die Ergebnisse im Rahmen der Jahreshauptversammlung in Irschenberg vor. Nicht nur, dass die Südostbayerischen Brenner deutlich zufriedener mit der Verbandsarbeit sind als jene des Lindauer und des fränkischen Verbandes; sie unterscheiden sich von diesen auch ganz deutlich darin, wie sie ihre Tätigkeit sehen. In Südostbayern wird mehr als in den anderen Regionen gebrannt, um das eigene Obst und das von Streuobstwiesen zu verwerten. Hier spielen die finanziellen Aspekte eine besonders geringe Rolle und auch die Abschaffung des Branntweinmonopols spielt für die Brenner in der Region eine weitaus kleinere Rolle als für ihre Kollegen in Franken und am Bodensee.

Die extrem gute Obsternte im vergangenen Jahr bedeutete auch für die Obstbrenner in Südostbayern eine große Herausforderung. Das Interesse an der Herstellung edler Destillate aus heimischen Früchten ist in Südostbayern ungebrochen. Die Direktvermarktung an den Endverbraucher ist hier besonders stark ausgeprägt. Nach einer Umstellung auf professionelle Verbandsstrukturen vor zwei Jahren und einer damit verbundenen drastischen Beitragserhöhung war die Zahl der Mitglieder deutlich gesunken. Im vergangenen Jahr ging es aber schon wieder aufwärts und dank 20 Neueintritten gehören nun 570 Mitglieder dem Verband an.

Wie Geschäftsführerin Andrea Westenthanner berichtete, kommen vor allem Quereinsteiger neu hinzu. Etliche von ihnen haben einen der von Jahr zu Jahr besser besuchten Grundkurse beim Vorsitzenden Andreas Franzl besucht und sich spontan dazu entschieden, das Brennen zu ihrem Hobby zu machen. 44 Personen haben allein diese beiden Grundkurse besucht. Der Verband hat sich unter anderem am Hoffest im Schmuckhof des Bayerischen Landwirtschaftsministerium, am Genussfestival auf dem Münchner Odeonsplatz  sowie an der Veranstaltung Bayern Brand auf dem Münchner Viktualienmarkt beteiligt.

Um 20 Prozent weniger Brenner in Deutschland

Der Vorsitzende des Bundesverbandes der Deutschen Klein- und Obstbrenner, MdB Alois Gerig, berichtete, dass die Zahl der Kleinbrenner in Deutschland seit 2016 um 20 Prozent geschrumpft sei. Mit klugen und pfiffigen Marketingideen hätten jedoch viele einen eigenen Weg gefunden, um ihre Produkte gewinnbringend absetzen zu können. Gerade in Bayern komme der Pflege der Streuobstwiesen durch die Brenner besondere Bedeutung dazu. Es sei sehr erfreulich, dass die Landesregierung diese Bemühungen durch verschiedene Maßnahmen und Förderprogramme unterstütze. Auch Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber habe immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Obstbrenner.

Werner Albrecht vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz berichtete über die neue Spirituosenverordnung, die 2021 in Kraft treten soll. Sie sieht einen verbesserten Schutz geografischer Angaben für Destillate vor. Es werde aber dabei bleiben, dass Brände mit Herkunftsangabe nicht gezuckert werden dürfen, auch wenn die EU demnächst eine Zuckerungs-Höchstgrenze von 18 Gramm pro Liter einführen werde.

Über die Verbandsarbeit berichteten Vorsitzender Andreas Franzl und Geschäftsführerin Andrea Westenthanner. Franzl betonte, die Umstrukturierung mit Beitragserhöhung sei „wegweisend für eine leistungsfähige und zukunftsträchtige Verbandsarbeit“ gewesen. Er sprach die organisatorische Mängel bei der Prämierung im letzten Jahr an.

Zu strenge Bewertung bei der Prämierung?

Kritik aus Reihen der Versammlungsteilnehmer gab es wegen der als „extrem streng“ empfundenen Bewertung der Brände bei dieser Prämierung. Das ergänzte Franzl am Beispiel der Williams-Christ-Birnenbrände. Bei mehr als 60 eingereichten Produkten wurden nur zwei Goldmedaillen vergeben. Das habe aber daran gelegen, dass die Qualität dieser Obstsorte 2016 und 2017 nicht so gut war, als dass man daraus ohne weiteres Spitzendestillate herstellen konnte. Als Gegenbeispiel nannte er die eingereichten Apfelbrände. Die waren überwiegend von so hoher Qualität,  dass rund 60 Prozent mit Goldmedaillen ausgezeichnet worden sind.

Geschäftsführerin Andrea Westenthanner informierte unter anderem über das umfangreiche Kursprogramm 2018, das auch in diesem Jahr angeboten werden soll. Ausführlich diskutiert wurde über die Verpackungsverordnung.  Kassier Christian Stocker gab einen detaillierten Bericht über die Finanzen des Verbandes. Daraus ging hervor, dass man finanziell eine Punktlandung hingelegt habe. Bei mehr als 60 000 Euro Umsatz lag die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben bei weniger als 300 Euro. Damit war auch die vor zwei Jahren beschlossene jährliche Reflexion über die Höhe des Mitgliedsbeitrages kein großes Thema mehr.

Zu Beginn der Jahresversammlung hatten die Mitglieder beim Totengedenken eine Schweigeminute für den zwei Tage vor der Versammlung verstorbenen Irschenberger Bürgermeister Hans Schönauer eingelegt. Vorsitzender Andreas Franzl erinnerte daran, wie Schönauer in den letzten Jahren mit seinen humorvollen Grußworten für gute Stimmung sorgte, die den Weg für einen entspannten und harmonischen Verlauf der jeweiligen Tagungen ebnete.

So bannte er seine Zuhörer mit der Aussage, Irschenberg sei die „kriminellste Gemeinde in Deutschland“ (wegen der vielen Festnahmen entlang der Autobahn, Anm. d. Red.) „mit der friedlichsten Bevölkerung Europas“ und sie sei die Gemeinde mit der schönsten Aussicht. „Schließlich ist die Kirche in Wilparting das meist fotografierte Kalendermotiv der Welt. Zudem betreuen wir in der Gemeinde 220 Rindviecher – vierbeinige.“ Schönauers Humor wird nicht nur den Brennern fehlen.

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